Belastete eier niedersachsen
Agrarministerium: Mit Insektizid belastete Eier aus Belgien und den Niederlanden zurГјckgeben
Möglicherweise betroffene Chargen auch nach Niedersachsen gelangt – Gesundheitsgefahr für Kinder laut Bundesinstitut nicht auszuschließen
HANNOVER. Mit dem Insektizid Fipronil belastete Eier aus Erzeugerbetrieben in Belgien und den Niederlanden sind laut aktuellen Erkenntnissen über eine Packstelle in Nordrhein-Westfalen auch nach Niedersachsen gelangt. Es handelt es sich um etwa 1,3 Millionen Eier. Fipronil ist in Lebensmitteln nicht zugelassen. Das niedersächsische Agrarministerium empfiehlt die Rückgabe der Eier, die in den Handel gelangt und verkauft worden sind.
Die entsprechenden Chargen der Eier tragen die Stempelaufdrucke 1-NL 4128604 oder 1-NL 4286001 sowie die Mindesthaltbarkeitsdaten (MHD) 14.08.2017 und 16.08.2017. Aufgrund von Analyseergebnissen in Belgien warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor einem potenziell akuten Gesundheitsrisiko für Kinder beim Verzehr von mit Fipronil belasteten Eiern. Für andere Menschen wird dies ausgeschlossen. Das niedersächsische Agrarministerium rät deshalb Verbraucherinnen und Verbraucher dazu, die Eier mit diesen Aufdrucken nicht zu verzehren und zurückzugeben. „Es gilt in der Europäischen Union bei Fipronil Nulltoleranz", sagte Agrarminister Christian Meyer. „Das Insektizid hat in Lebensmitteln nichts zu suchen. Punkt."
Laut Behörden in Belgien und den Niederlanden ist das Mittel „Dega16", das - auf Basis ätherischer Öle - etwa für die Reinigung und Desinfektion von Ställen zugelassen ist, in unzulässiger Weise mit Fipronil vermischt worden. Dieses Insektizid wird in der Veterinärmedizin zur Bekämpfung etwa von Flöhen und Zecken bei Hunden und Katzen verwendet. Es ist jedoch als Arzneimittel für die Anwendung bei Lebensmittel liefernden Tieren verboten. Meyer: „Sollten die Untersuchungen ergeben, dass hier Stoffe zur Schädlingsbekämpfung unerlaubt gemixt worden sind, müssen die Verantwortlichen schnell und konsequent zur Rechenschaft gezogen werden. Und wenn hier jemand bewusst gehandelt hat, ist das ein krimineller Akt. Das wäre unverantwortlich und müsste hart bestraft werden."
Der Verlauf der Vertriebswege wird intensiv von den zuständigen Behörden geprüft. Demnach sind aus den Niederlanden rund 2,9 Millionen Eier aus Erzeugerbetrieben an eine Packstelle in Nordrhein-Westfalen geliefert worden. Von dort gelangten rund 1,3 Millionen Eier nach Niedersachsen, die bereits im Handel und verkauft worden sind. Die hiesigen Behörden sind in engem Kontakt mit den Behörden in den Niederlanden und Belgien.
Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Niedersachsen Zahlen-Zank um mit Fipronil belastete Eier in Deutschland
Hauptinhalt
Laut Niedersachsens Agrarminister Meyer ist die Zahl der nach Deutschland gelieferten Fipronil-Eier mit über 35 Millionen mehr als drei Mal so hoch wie angenommen. Das Bundesagrarministerium bleibt aber bei 10,7 Millionen Eiern und warnt vor einer "massiven Überschätzung". Unterdessen ist mit Ungarn ein weiteres EU-Land hinzu gekommen, in dem verseuchte Eier nachgewiesen wurden.
In Deutschland hat es nach Angaben von Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer deutlich mehr Eier gegeben, die mit dem Insektizid Fipronil belastet waren, als bisher angenommen. Der Grünen-Politiker sagte während einer Landtagsdebatte in Hannover, allein in sein Bundesland seien 35,3 Millionen Fipronil-Eier geliefert worden. Das gehe aus Daten des EU-Schnellwarnsystems hervor.
17 Millionen Eier aus Niedersachsen
Laut Meyer wurden außerdem aus Niedersachsen knapp 17 Millionen Eier geliefert, die im Verdacht stehen, mit dem Insektizid belastet zu sein. Dabei handle es sich sowohl um Eier aus Verdachtsbetrieben in den Niederlanden als auch um Eier aus vier niedersächsischen Legehennenbetrieben, in denen Fipronil nachgewiesen wurde. Das Ausmaß des Fipronil-Skandals sei damit größer als vom Bundesagrarministerium behauptet, so der Grünen-Politiker.
Bundesagrarministerium warnt vor "Überschätzung"
Das Ministerium in Berlin hatte zuvor erklärt, es sei davon auszugehen, dass rund 10,7 Millionen möglicherweise mit Fipronil belastete Eier aus den Niederlanden nach Deutschland geliefert worden seien.
Zeitpunkt weiter unklar
Unklar bleibt weiterhin auch, wann genau die ersten mit Fipronil belasteten Eier in den Handel gelangt sind. Der niedersächsische CDU-Agrarpolitiker Helmut Dammann-Tamke erklärte bei der Landtagsdebatte in Hannover, dass Fipronil-Eier bereits ab Mai und damit über eine Zeit von zweieinhalb Monaten ausgeliefert wurden. Niedersachsens Agrarminister Meyer hält die Zeitspanne für deutlich zu hoch.
Foodwatch kritisiert Informationspolitik
Mehr Klarheit für die Konsumenten forderte unterdessen die Verbraucherorganisation Foodwatch. "Die Informationspolitik im Fipronil-Skandal ist katastrophal und offenbart: Von einer funktionierenden Rückverfolgbarkeit von Produkten kann keine Rede sein", sagte Foodwatch-Sprecher Dario Sarmadi. Noch immer wüssten die Verbraucher nicht, welche verarbeiteten Produkte mit Fipronil belastet seien.
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Neues Verfahren aus Dresden misst geringste Mengen Gift
Neues Verfahren aus Dresden misst geringste Mengen Gift
Mit Ungarn nun 17 EU-Länder betroffen
Derzeit sind 17 europäische Länder von dem Fipronil-Skandal betroffen. Am Dienstag kam als neues Land auch Ungarn hinzu. Wie die Behörde für Lebensmittelsicherheit des Landes mitteilte, wurden Tiefkühlgerichte asiatischer Art zurückgerufen, in denen möglicherweise belastete Eier verarbeitet sind. Sie wurden demnach von einer ungarischen Firma aus Deutschland angeliefert.
Verhaftungen in den Niederlanden
Die Fipronil-Belastung bei Eiern war vor zwei Wochen bekannt geworden. Offenbar wurde in den Niederlanden bei der Reinigung von Hühnerställen das Insektizid Fipronil eingesetzt. Inzwischen hat die niederländische Justiz zwei Verdächtige in Untersuchungshaft genommen. Es handelt sich um Mitarbeiter der Stallreinigungsfirma Chickfriend aus der Nähe von Utrecht. Ihnen wird Gefährdung der öffentlichen Gesundheit und des Besitzes verbotener Stoffe vorgeworfen. Im Visier der Ermittler steht zudem eine belgische Firma, die das Mittel geliefert haben soll.
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Fragen und Antworten Wie gefährlich sind Fipronil-Eier?
Fragen und Antworten: Wie gefährlich sind Fipronil-Eier?
Über dieses Thema berichtet MDR AKTUELL auch im: Radio | 16.08.2017 | 14:30 Uhr
Zuletzt aktualisiert: 16. August 2017, 16:56 Uhr
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Belastete eier niedersachsen
Auch Eier aus Deutschland sind mit Fipronil belastet
Verbraucherschutzminister Meyer: Verantwortliche für Giftpanscherei zur Rechenschaft ziehen – Weitere Warnung vor Insektengift-Eier im Handel
HANNOVER. Auch Legehennenbetriebe in Niedersachsen sind von der illegalen Mixtur des Milbenbekämpfungsmittels „Dega16" mit dem Insektizid Fipronil betroffen: Ein Betrieb in der Grafschaft Bentheim hatte nach Kenntnis der Vorgänge in Belgien und den Niederlanden sich bei Behörden gemeldet. Daraufhin wurde eine Untersuchung von Eiern veranlasst. Der Befund ist positiv. Die Printnummer der Eier lautet 1-DE-0357731 und ist auch auf dem Portal www.lebensmittelwarnung.de veröffentlicht. Das niedersächsische Agrarministerium empfiehlt - wie zuvor bei anderen belasteten Eiern aus den Niederlanden - die Rückgabe der Eier und rät vom Verzehr ab.
„Das Verhalten des Legehennenhalters ist vorbildlich", sagte Verbraucherschutzminister Christian Meyer. „Die Landwirte und die Verbraucher sind die Leidtragenden dieses Eier-Skandals. Nach aktueller Erkenntnis befinden sich die Verursacher dieser verantwortungslosen Panscherei in Belgien oder den Niederlanden", so der Minister weiter. „Wer auch immer bewusst oder fahrlässig Mittel zur Schädlingsbekämpfung bei der Lebensmittelherstellung von Eiern und Fleisch verwendet hat, muss unnachgiebig zur Rechenschaft gezogen werden. Mit den belasteten Eiern wird eine Gesundheitsgefährdung insbesondere von Kindern billigend in Kauf genommen."
Meyer kritisierte überdies das Bundeslandwirtschaftsministerium und dazugehörige Behörden „wegen irreführender Behauptungen zu Gesundheitsgefahren". Die Argumentation, für Kinder gehe - bei einem Durchschnittskonsum in Deutschland - selbst bei den in Belgien festgestellten Höchstwerten von mit Fipronil belasteten Eiern keine Gesundheitsgefahr aus, „verharmlost das Problem". Wenn etwa ein Kind in Niedersachsen mehr Eier esse als die durchschnittlich in Deutschland verzehrten 0,6 Eier pro Tag, „dann ist die tägliche Aufnahmedosis dieses Giftes bereits überschritten". Daher bleibt es dabei: „Bei diesem toxischen Stoff gilt die Nulltoleranz. Er hat in Lebensmitteln nichts zu suchen."
Derzeit sind - wie das niedersächsische Agrarministerium bereits am Montag dieser Woche gemeldet hat - etwa 1,3 Millionen potenziell mit dem Insektizid Fipronil belastete Eier von den Niederlanden über eine Packstelle in Nordrhein-Westfalen nach Niedersachsen gelangt, bereits im Handel und verkauft. Die entsprechenden Chargen der Eier tragen die Stempelaufdrucke 1-NL 4128604 oder 1-NL 4286001. Des Weiteren wurde das Ministerium von einem großen Vermarkter im Landkreis Vechta über weitere im Handel in Deutschland befindliche belastete Eier informiert. Der Vermarkter hatte auf Eigeninitiative Eier testen lassen, die aus den Niederlanden stammten. Das Ergebnis: Es wurden in acht von neun Fällen mit Fipronil belastete Eier entdeckt. Daher werden auch diese zurückgerufen. Sie tragen folgende Stempelnummern: 0-NL-4310001, 1-NL-4167902, 1-NL-4385701, 1-NL-4339301, 1-NL-4339912, 2-NL-4385702, 1-NL-4331901, 2-NL-4332601, 2-NL-4332602, 1-NL-4359801. Agrarminister Meyer sagte, „dass für Niedersachsen von Anfang an klar war, dass wir die Verbraucherinnen und Verbraucher transparent über möglicherweise belastete Eier informieren". Neben den Warnungen aus den Niederlanden, seien daher Erkenntnisse auf dem Portal www.lebensmittelwarnung.de abzurufen. Eine Übersicht über alle Stempelnummern belasteter niederländischer Eier ist zu finden unter: https://www.nvwa.nl/onderwerpen/biociden/fipronil-in-eieren/lijst-met-eicodes-waarvan-de-nvwa-adviseert-ze-niet-te-eten.
Zudem gibt es nach aktuellem Stand in Niedersachsen neben dem bereits per Selbstanzeige festgestellten Betrieb in der Grafschaft Bentheim weitere vier Betriebe, in denen das mit Fipronil gemixte Mittel „Dega16" eventuell benutzt wurde. Meyer: „Die Bauern haben mit dem niederländischen Dienstleister im Vertrauen darauf zusammengearbeitet, dass alles korrekt und dem Gesetz entsprechend geschieht. Sie sind nach derzeitigem Kenntnisstand völlig unverschuldet in diese Lage geraten." Alle fünf Betriebe sind gesperrt worden. Weitere Untersuchungen finden statt.
Eigentlich ist das auf Basis ätherischer Öle hergestellte Dega16 ein zugelassenes Naturprodukt zur Bekämpfung von Läusen und Milben. Verboten ist jedoch die Vermischung mit Fipronil zur Anwendung bei Lebensmittel liefernden Tieren. Dieses Insektizid wird in der Veterinärmedizin zur Bekämpfung etwa von Flöhen und Zecken bei Hunden und Katzen verwendet. Es ist jedoch als Arzneimittel für die Anwendung bei Lebensmittel liefernden Tieren verboten. Beim Menschen kann Fipronil in höheren Dosen Haut und Augen reizen sowie zu Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen führen. In der Langzeitwirkung besteht der Verdacht auf Schädigung von Organen.
Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer machte deutlich, dass auch von verarbeiteten Eiern grundsätzlich eine gesundheitliche Gefahr ausgehe, da sie die tägliche Aufnahmedosis des Insektengiftes im Körper erhöhen können. Hersteller dürfen daher keine belasteten Eiprodukte herstellen oder in Verkehr bringen. „Auch hier gilt die Nulltoleranz", sagte Meyer. „Mangels Kennzeichnungspflicht bei verarbeiteten Eiern, die das niedersächsische Agrarministerium ja seit Langem vom Bund fordert, ist jedoch die Herkunft der Eier nicht ersichtlich", kritisierte er. Deshalb bestehe „leider keine Möglichkeit für den Verbraucher", entsprechende Eier aus den belasteten Chargen in Eiprodukten zu identifizieren.
Niedersachsens Agrarminister hat bereits den Bund aufgefordert, den Stoff Fipronil in den nationalen Rückstandskontrollplan des Bundes aufzunehmen, damit dieser routinemäßig untersucht wird. Niedersachsens Verbraucherschutzministerium hat schon am vergangenen Wochenende umfangreiche zusätzliche Untersuchungen von Eiern und Legehennenbetrieben auf Fipronil veranlasst. In diesem Zusammenhang lobte Meyer die gute Zusammenarbeit mit Kommunen, Handel und Eiererzeugern in Niedersachsen. „Verbraucherschutz hat in Niedersachsen höchste Priorität. Das ist bei allen Beteiligten angekommen", so der Minister.
Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Wie gefährlich sind belastete Eier? Fragen und Antworten zum Fipronil-Skandal
Der Skandal um die Fipronil-Eier schreckt die Verbraucher auf. Doch wie schädlich ist das Insektizid eigentlich? Und was ist mit den Nudeln und dem Kuchen?
(Foto: picture alliance / Martin Gerten)
Millionen Hühnereier aus den Niederlanden waren mit dem Insektizid Fipronil belastet. Sie wurden auch in Deutschland verkauft. Verbraucher schrecken auf. Welche Risiken für die Gesundheit gibt es? Fragen und Antworten zum Eier-Skandal.
Wie kann man verseuchte Eier erkennen?
Anhand der Stempel-Nummern kann man selbst überprüfen, ob Eier im Kühlschrank mit dem Insektizid Fipronil belastet sind. Alle Prüfnummern findet man auf dem Internet-Portal www.lebensmittelwarnung.de. Die belasteten Eier kann man ganz regulär über die Restmülltonne entsorgen. Wer will, kann sie auch zum Händler zurückbringen und sein Geld zurückfordern.
Sind andere Lebensmittel mit Ei wie Mayonnaise oder Pasta auch belastet?
Fipronil wird nicht abgebaut, wenn die Eier gekocht oder gebacken werden. Das heißt, dass Lebensmittel, in denen belastete Eier stecken, prinzipiell genauso viel Fipronil enthalten wie die verarbeiteten Eier selbst. Doch wie viel etwa in einer Portion Eiernudeln steckt, hängt von der Menge Eier ab, die verarbeitet wurden. Woher verarbeitete Eier in Lebensmitteln stammen, ist für Verbraucher allerdings in der Regel nicht nachvollziehbar. Die niederländische Lebensmittelkontrollbehörde NVWA kontrolliert bereits Nahrungsmittel, die Eier enthalten.
Was ist mit Hühnerfleisch?
Das Fleisch ist nicht betroffen. Legehennen werden sowieso nicht für den menschlichen Verzehr gezüchtet. Ihr Fleisch könnte aber etwa in Dosensuppen landen. Um das zu verhindern, werden in den Niederlanden mit Fipronil verseuchte Legehennen getötet und das Fleisch entsorgt.
Ist Fipronil für den Menschen gefährlich?
Wie genau Fipronil auf Menschen wirkt, ist nicht bekannt. In Experimenten mit Ratten schädigte der Stoff das Nervensystem und die Leber, erklärt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Es reizt demnach nicht die Augen oder Haut, löst keine allergischen Hautreaktionen aus und ist nach derzeitigem Kenntnisstand des Instituts weder erbgutschädigend noch krebserregend.
Wie viel Fipronil ist für den Menschen eventuell schädlich?
Auf Grundlage von Tierversuchen wurde eine Dosis für Menschen berechnet. Sie gibt die Menge eines Stoffs pro Kilo Körpergewicht an, die man innerhalb von 24 Stunden ohne erkennbares gesundheitliches Risiko verzehren kann. Für die Berechnung wurde der Wert, der im Tierexperiment noch keine gesundheitliche Folgen hatte, durch 100 geteilt. Die errechnete Dosis liegt nach Angaben des BfR bei 0,009 Milligramm Fipronil pro Kilo menschlichem Körpergewicht.
Wie viele belastete Eier müsste ein Erwachsener essen, um die Dosis zu überschreiten?
Bislang lagen die höchsten Fipronil-Werte bei 1,2 Milligramm pro Kilogramm Ei. Auf der Basis kann nach der Berechnung des BfR ein Erwachsener mit 65 Kilo Körpergewicht 7 Eier innerhalb von 24 Stunden essen, ohne den Wert zu überschreiten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, nicht mehr als drei Eier pro Woche zu essen - verarbeitete Eier bereits eingerechnet.
Sind Kinder gefährdeter als Erwachsene?
Für Kinder gilt derselbe Richtwert wie für Erwachsene. Sie haben aufgrund ihres geringeren Körpergewichts aber natürlich die Dosis schon erreicht, wenn sie deutlich weniger Eier gegessen haben. Die BfR gibt ein Rechenbeispiel: Bei einem Kind mit einem Gewicht von 16,15 Kilo wären es 1,7 Eier mit der höchsten Fipronil-Belastung innerhalb von 24 Stunden.
Was ist die Ursache der Verseuchung?
Die Quelle ist das Anti-Läusemittel Dega-16. Es beruht eigentlich nur auf ätherischen Ölen wie Menthol und Eukalyptus. Vermutlich hatte ein belgischer Hersteller Fipronil beigemischt, obwohl das Mittel für die Geflügelzucht verboten ist. Unklar ist, ob der niederländische Händler, von dem die meisten Höfe das Mittel bezogen, davon wusste. Gegen beide Unternehmen wird ermittelt. Die Firmen selbst äußerten sich bislang nicht.
Dioxin: Behörden finden belastete Eier aus Niedersachsen
Belastete Eier Höfe in Niedersachsen wegen Dioxin-Funden gesperrt
Behörden haben erneut mit Dioxin belastete Eier gefunden. Diesmal sind konventionelle Höfe in Niedersachsen betroffen, sie wurden gesperrt. Ausgelieferte Eier wurden zurückgerufen, Stempelnummern veröffentlicht.
Eier in der Sortiermaschine: Neue Dioxin-Funde in Niedersachsen
Hannover - Zwei Legehennen-Betriebe in Niedersachsen dürfen wegen erhöhter Dioxinwerte vorerst keine Eier mehr ausliefern. In welchem Zeitraum und Umfang belastete Ware in den Handel gelangt ist, ist noch unklar. Eine unmittelbare Gesundheitsgefahr für die Verbraucher bestehe nicht, sagte eine Sprecherin des Agrarministeriums in Hannover. "Wir gehen davon aus, dass ein Großteil der Eier bereits aus den Verkaufsregalen geholt worden ist."
Der Hinweis auf die Belastung war von einem Labor in Schleswig-Holstein gekommen, das die Eier im Auftrag der Höfe untersucht hatte. Als Konsequenz aus dem Dioxin-Skandal vor gut einem Jahr waren Labore zur Meldung positiver Befunde an die Behörden und nicht nur die Betriebe selbst verpflichtet worden. Da diese sogenannten Eigenkontrollen nur alle zwei bis drei Monate vorgenommen werden, ist unklar, über welchen Zeitraum belastete Eier ausgeliefert wurden.
Die Vertriebswege würden derzeit noch ermittelt, hieß es. Gewarnt wurde vor dem Verzehr von Eiern mit den Erzeugercodes 1-DE-0354451, 1-DE-0354452, 1-DE-0354453 und 1-DE-0352691.
Weitere Betriebe in der Region sollen nun verstärkt kontrolliert werden, auch um die noch unbekannte Quelle der Belastung einzugrenzen. Laut den Behörden gibt es bisher keine Verbindung zu den Funden von Dioxin in Eiern in Nordrhein-Westfalen. Dort war bei zwei kleinen Direktvermarktern in Duisburg belastete Ware entdeckt worden. Zudem tauchten auf einem Hof in Ostwestfalen Eier mit erhöhten Dioxin-Werten auf.
Die beiden nun ermittelten Höfe in Niedersachsen liegen im Kreis Aurich. Es handelt sich um Freilandbetriebe mit konventioneller Haltung und insgesamt 2800 Legehennen. Die Behörden wollen das Futtermittel, den Boden und das Wasser untersuchen und eine mögliche Belastung über die Luft prüfen lassen. Die beiden Großbetriebe hätten ihr Futter vom gleichen Lieferanten in Niedersachsen bezogen, bei dem ebenfalls Futtermittelproben kontrolliert werden sollten, sagte die Ministeriumssprecherin.
- Kontaminierte Eier: Zwei weitere Betriebe nach Dioxin-Funden gesperrt (05.04.2012)
- NRW: Dioxin in Bio-Eiern gefunden - Hof gesperrt (04.04.2012)
- Dioxin-Skandal: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Aigner-Ministerium (16.02.2012)
- Futtermittel-Skandal: Foodwatch kritisiert Dioxin-Aktionsplan der Regierung (10.12.2011)
- Lebensmittelskandal: Wie der Bio-Pfusch funktioniert (07.12.2011)
- Nordrhein-Westfalen: Ursache für Dioxin in Tierfutter entdeckt (16.11.2011)
- Themenseite: Alles zum neuen Dioxin-Skandal
- Dioxin: Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Gift-Skandal (05.01.2011)
Dioxin-Skandal
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Eier: Fipronil-Skandal - Auch in Bremen und Niedersachsen belastete Eier aufgetaucht, Warnung
Familien mit Kinder sollten vorerst verzichten
Fipronil-Skandal: Verseuchte Eier tauchen auch in Niedersachsen und Bremen auf
Der Skandal um die verseuchten Eier weitet sich aus. In immer mehr Bundesländern tauchen Eier aus den Niederlanden aus. Aber auch Eier aus deutscher Produktion sind betroffen. In Bremen und Niedersachsen wurde bereits verseuchte Ware entdeckt. Die Verbraucherzentrale Bremen rät genau auf den Stempel zu schauen.
Mit dem Insektizid Fipronil verseuchte Eier aus den Niederlanden tauchen in immer mehr Bundesländern auf. Millionen mit dem Mittel belastete Eier sind nach Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gelangt und wurden inzwischen aus dem Handel genommen. Möglicherweise wurden verseuchte Eier aus den Niederlanden auch nach Hessen und Bayern geliefert, wie die Behörden am Mittwochabend mitteilten. Im Bundesland Bremen tauchten ebenfalls belastete Eier auf. Auch Eier aus einem deutschen Betrieb in Niedersachsen wurden positiv auf Fipronil getestet. Der Lebensmittelhändler Rewe und seine Discounttochter Penny nehmen Eier aus den Niederlanden nach eigenen Angaben vorsorglich aus dem Verkauf.
Verbraucherzentrale Bremen rät Familien mit Kindern vom Verzehr ab
„Verbraucherinnen und Verbraucher sollten jetzt genau auf ihre Eier-Stempel schauen“, rät Annabel Oelmann, Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen. Eier aus Holland seien leicht an dem Aufdruck „NL“ zu erkennen. Da aber auch Betriebe in Niedersachsen Desinfektionsmittel mit Fipronil verwendet haben, empfiehlt die Expertin vorsorglich Familien mit Kindern, vorerst auf niedersächsische Eier zu verzichten. „Sie sind auf dem Stempelaufdruck an der Ziffer 03 zu erkennen, die direkt nach dem DE-Kennzeichen folgt. Chargen, in denen Fipronil nachgewiesen wurde, sind daneben unter www.lebensmittelwarnung.de zu finden.“
Derzeit prüft der Bremer Senat für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz die Vertriebswege. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten überprüfen, ob sie Eier mit den Printnummern: 0-NL-4310001, 1-NL-4167902, 1-NL-4385701, 1-NL-4339301, 1-NL-4339912, 2-NL- 4385702, 1-NL-4331901, 2-NL-4332601, 2-NL-4332602, 1-NL-4359801 eingekauft haben. Diese sollten nicht gegessen, sondern an den Händler zurückgegeben werden.
Aus Sicht der Verbraucherzentrale Bundesverband muss vor allem die Information der Kunden verbessert werden: „Neben einer zentralen Risikobewertung durch das Bundesinstitut für Risikobewertung brauchen wir zukünftig konkrete Verhaltensempfehlungen im Sinne einer Krisenkommunikation - und zwar bundesweit einheitlich", sagte die Lebenmittelexpertin des Verbands, Jutta Jaksche, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Sie forderte für das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit einen klaren Auftrag der Bundesländer: Die Behörde sollte auf der Website auf der Grundlage einer BfR-Bewertung „klare Handlungsempfehlungen geben und nicht nur die Warnungen der Bundesländer zusammentragen".
„Dieser Stoff hat nichts in Lebensmitteln zu suchen“
Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer verlangte eine Null-Toleranz-Politik. „Bei diesem toxischen Stoff gilt die Nulltoleranz. Er hat in Lebensmitteln nichts zu suchen", erklärte der Grünen-Politiker am Mittwochabend. Die Argumentation, für Kinder gehe bei einem Durchschnittskonsum in Deutschland keine Gesundheitsgefahr aus, verharmlose das Problem. Wenn ein Kind mehr Eier esse als durchschnittlich angenommen, sei die tägliche Aufnahmedosis dieses Giftes bereits überschritten.
Auch bereits verarbeitete Eier können gefährlich sein
Meyer betonte zudem, dass auch von verarbeitenden Eiern eine Gefahr ausgehe. Mangels Kennzeichnungspflicht bei verarbeiteten Eiern sei die Herkunft der Eier nicht zu erkennen. Verbraucher könnten so belastete Chargen nicht erkennen. „Auch hier gilt die Nulltoleranz. Wer auch immer bewusst oder fahrlässig Mittel zur Schädlingsbekämpfung bei der Lebensmittelherstellung von Eiern und Fleisch verwendet hat, muss unnachgiebig zur Rechenschaft gezogen werden", forderte der Minister.
Doch nicht nur in den Niederlanden ist die illegale Mixtur des Milbenbekämpfungsmittels Dega-16, die das Fipronil enthält, zum Einsatz gekommen. Bei einem Betrieb in der niedersächsischen Grafschaft Bentheim mit 40.000 Freilandlegehennen wurden nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums Eier mit Fipronil gefunden. Damit sind auch erstmals Eier mit einer deutschen Printnummer betroffen: Das Ministerium warnt vor Eiern mit der Nummer 1-DE-0357731. Vier weitere Betriebe, die Dega-16 erhalten hatten, wurden gesperrt. Als Auslöser des Skandals gilt das Desinfektionsmittel Dega-16, mit dem Blutläuse bei Geflügel bekämpft werden sollen. Darin wurde Fipronil beigemischt, was in der Geflügelzucht nicht verwendet werden darf. Ein belgischer Händler steht im Verdacht, dies getan zu haben.
Verbraucherzentrale warnt auch vor Eiern aus Niedersachsen
Im Skandal um verseuchte Eier hat die Vebraucherzentrale Bremen jetzt auch ihr Augenmerk auf Eier aus Niedersachsen gerichtet. Gestern war bekannt geworden, dass nicht nur Eier aus den Niederlanden mit dem Insektizid Fipronil belastet sind. Auch fünf niedersächsische Betriebe wurden vorläufig gesperrt, weil dort ein mit Fipronil versetztes Reinigungsmittel verwendet wurde. Die niedersächsichen Behörden warnen jetzt auch vor dem Verzehr von Eiern dieser niedersächsichen Betriebe. Aktuell betroffen ist die Chargennummer: 1-DE-0357731.
Die Verbraucherzentrale Bremen geht einen Schritt weiter.
Da auch Betriebe in Niedersachsen Desinfektionsmittel mit Fipronil verwendet haben, empfehlen wir vorsorglich Familien mit Kindern, vorerst auf niedersächsische Eier zu verzichten. Sie sind auf dem Stempelaufdruck an der Ziffer 03 zu erkennen, die direkt nach dem DE-Kennzeichen folgt.
Annabel Oelmann, Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen
Der Landkreis Vechta hat unterdessen 800.000 Eier aus den Niederlanden für den Weiterverkauf gesperrt. Ein Importeur aus dem Kreis Vechta hatte Proben der Eier genommen. Die Eier von zwölf verschiedenen Herkunftsfarmen aus den Niederlanden seien mit Fipronil belastet gewesen, teilte der Kreis mit.
Auch in Bremen sind versuchte Eier aufgetaucht
Gestern hatte bereits das Bremer Ressort für Gesundheit und Verbraucherschutz erklärt, dass verseuchte Eier in Bremen im Umlauf sein könnten. Verbraucher sollten auf jeden Fall die Kennung auf den Eiern überprüfen. Verbraucherschutzsenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) warnte vor Eiern mit folgenden Aufdrucken: 0-NL-4310001, 1-NL-4167902, 1-NL-4385701, 1-NL-4339301, 1-NL-4339912, 2-NL- 4385702, 1-NL-4331901, 2-NL-4332601, 2-NL-4332602, 1-NL-4359801.
Die Bundesländer informieren auf der Internetseite lebensmittelwarnung.de über aktuelle Entwicklungen in dem Skandal. Dort finden sich auch alle Chargennummern, die bislang betroffen sind.
Der Wirkstoff wird bei Hunden und Katzen als Mittel zur Bekämpfung von Parasiten eingesetzt. Bei Lebensmittel liefernden Tieren ist die Anwendung verboten. Fipronil ist in Lebensmitteln nicht zugelassen. Der Wirkstoff kann toxisch auf das Nervensystem wirken. Es kann in hoher Dosis Schäden an Leber, Schilddrüse oder Niere verursachen, Haut und Augen reizen sowie Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen auslösen. Die derzeit gemessenen Fipronil-Werte der Eier sind zwar nicht sehr hoch: "Für Erwachsene ist das noch nicht gefährlich", sagte eine Sprecherin des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Wegen Analyseergebnissen in Belgien hatte das BfR allerdings vor einem potenziell akuten Gesundheitsrisiko für Kinder beim Verzehr der Eier gewarnt.
Dieses Thema im Programm: Hörfunknachrichten, 2. August 2017, 12 Uhr
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Fipronil-Skandal weit größer als gedacht Niedersachsens Landwirtschaftsminister: „100 Millionen Eier belastet“ – Verunreinigte Lebensmittel noch im Handel
Das Ausmaß des Skandals um Hühnereier, die mit dem Läusegift Fipronil belastetet sind, ist in Deutschland offenbar weit größer als gedacht. „Es ist davon auszugehen, dass nach Deutschland rund 100 Millionen belastete Eier gelangt sind“, sagte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) der WirtschaftsWoche.
Bislang ging die höchste bekannte Schätzung von bis zu 30 Millionen Eiern aus, die vernichtet wurden. Allein in Niedersachsen, dem größten Eierproduzenten der Bundesrepublik, habe es bislang 18 stille Rückrufe von Lebensmitteln gegeben, große Mengen an verarbeiteten Ei-Produkten seien gesperrt worden.
Laut Meyer sind demnach nicht alle mit Fipronil verunreinigten Eier auch vernichtet worden. Ein Großteil sei in anderen Produkten verarbeitet worden und immer noch im Handel. „Diese Produkte sind teilweise noch mehr als ein Jahr haltbar. Di e Belastung mit Fipronil bleibt also“, so Meyer. „Laut Bundesagrarministerium kann man ein zu hoch mit Fipronil belastetes Ei soweit verarbeiten und verdünnen, bis im Endprodukt der EU-Grenzwert nicht mehr überschritten wird. In der Lesart des Bundes kann ich also aus einem fünfmal zu hoch belasteten faulen Ei, das für sich genommen nicht verkehrsfähig ist, einfach einen Kuchen backen mit einem Eianteil unter einem Fünftel und diesen dann ganz legal verkaufen“, so Meyer. Deshalb hätten viele Herstelle ihre belasteten Ei-Produkte nie aus dem Handel genommen.
Grundlage dafür ist eine rechtliche Einschätzung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die der WirtschaftsWoche vorliegt. Demnach gilt für rohe Eier ein strenger EU-Grenzwert von 0,005 Milligramm Fipronil pro Kilogramm Ei, die sogenannte Bestimmungsgrenze. Ein darüber belastetes Ei gilt nicht mehr als verkehrsfähig. Bei verarbeiteten Ei-Produkten ist das ander s. „Für den Fall, dass Fipronil im verarbeiteten Erzeugnis nicht mehr bestimmt werden kann […] greift das Verkehrsverbot nach §9 Absatz 1 Nummer 3 LFGB für das verarbeitete eihaltige Erzeugnis nicht“, schreibt das BMEL.
„Aus meiner Sicht drängt sich doch sehr der Eindruck auf, dass es sich dabei um eine Gefälligkeit für einzelne Wirtschaftsunternehmen handelt“, sagte Meyer der WirtschaftsWoche weiter. „Denn schließlich erspart ja ein solches Vorgehen den großen Lebensmittel-Produzenten, Millionen Eier und Ei-Produkte zu vernichten. Auf Grundlage der Einschätzung aus Berlin, die aus niedersächsischer Sicht rechtswidrig ist, drohten uns nun große namhafte Hersteller, deren Produkte gesperrt worden sind, gar mit Klagen.“
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), sagte der WirtschaftsWoche dazu: „Der Bund hat auf Wunsch der Bundesländer seine Auffassung des einschlägigen EU-Rechts mitgeteilt, dem sich dann übrigens a lle Bundesländer, einschließlich Niedersachsen, angeschlossen haben.“ Es seien die Länder, die darüber entschieden, ob ein Rechtsverstoß vorliege, aufgrund dessen Maßnahmen einzuleiten seien.
Fipronil-Skandal: Niedersachsen kritisiert Krisenmanagement des Bundes - Bundesagrarminister Schmidt kündigt europaweite Maßnahmen an.
Niedersachsen, das größte Eier-produzierende Land der EU, erhebt im Skandal um mit Fipronil belastete Eier, schwere Vorwürfe gegen die Bundesregierung. Es habe vielerlei Schwierigkeiten im Umgang mit dem Bundesagrarministerium gegeben, sagte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) der WirtschaftsWoche. „Da hat der Bundesminister wochenlang nicht reagiert und sprach von regionalem Geschehen. Es war sehr schwierig, mit dem Berliner Landwirtschaftsministerium zusammenzuarbeiten“, so Meyer. Sein Land etwa habe sich sehr früh entschlossen, betroffene Eier-Codes zu veröffentlichen, auch aus den Niederlanden. Das Bundesministerium habe sich dagegen gesträubt, sehe bis heute keine Gesundheitsgefahr, während er zumindest von einer Gefährdung von Kindern ausgehe. „Von Anfang an hat bundesweit eine koordinierende Hand gefehlt. Wir Länder fühlten uns da v om Bund ziemlich im Stich gelassen“, sagte Meyer.
Er plädiert daher im Interview mit der WirtschaftsWoche für eine europäische Lebensmittelkontrolle. „Die Zusammenarbeit in Deutschland war schlecht, aber auch zwischen Belgien und den Niederlanden gab es Streit – zu Lasten der Verbraucher“, so Meyer. „Da würde ich mir eine starke, koordinierende EU wünschen, die einheitliche Grenzwerte, Rückrufe und Kontrollen festlegt. Eine Europol Verbraucher- und Lebensmittelschutz wäre auch unabhängiger von Unternehmensinteressen.“ Der Verbraucherschutz sei bislang mit dem gemeinsamen europäischen Binnenmarkt nicht mitgewachsen. „So ist der nächste Lebensmittelskandal programmiert“, sagte Meyer.
Beim CSU-geführten Bundeslandwirtschaftsministerium hält man die Idee einer europäischen Lebensmittelpolizei für nicht praktikabel. „Haltlose – und mit dem EU-Recht unvereinbare – Forderungen bringen uns nicht weiter“, sagte Bundesagrarmini ster Christian Schmidt (CSU) der WirtschaftsWoche: „Die Bundesländer sind für die Durchführung der Lebensmittelüberwachung zuständig. Es sind die zuständigen Länderbehörden, die darüber entscheiden, ob ein Rechtsverstoß vorliegt und aufgrund dessen Maßnahmen einzuleiten sind.“ Das Fipronil-Geschehen habe aber deutlich gemacht, dass der Informationsfluss auf EU-Ebene weiter verbessert werden müsse. „Deshalb haben wir gemeinsam mit Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Österreich die Initiative ergriffen, ein gemeinsames Papier mit Lösungsvorschlägen erarbeitet und dieses Konzept mit konkreten Maßnahmen der EU-Kommission vorgelegt.“
Dieser Beitrag erschien der WirtschaftsWoche am 17.11.2017.
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Fipronil-Skandal weit größer als gedacht Niedersachsens Landwirtschaftsminister: „100 Millionen Eier belastet“ – Verunreinigte Lebensmittel noch im Handel
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Nordrhein-Westfalen: Mit Insektizid belastete Eier nach Deutschland gelangt
Geflügelbetriebe in Holland Offenbar Millionen belastete Eier nach Deutschland gelangt
NRW hat Hunderttausende mit einem Insektizid belastete Eier aus Belgien und den Niederlanden zurückgerufen. Die Eier gelangten auch nach Niedersachsen. Experten warnen vor einem Verzehr durch Kinder.
Eier auf einem niederländischen Bauernhof
Aus Belgien und den Niederlanden könnten deutlich mehr mit Fipronil belastete Eier nach Deutschland gelangt sein als zunächst angenommen worden war. In Nordrhein-Westfalen wurden jetzt fast 900.000 Eier zurückgerufen, nachdem in einer Packstelle im Kreis Borken mit dem Insektizid belastete Eier gefunden worden waren. Das Bundesland prüft nun, ob auch andere Packstellen Eier mit Fipronil erhalten haben könnten.
Über dieselbe Packstelle in Nordrhein-Westfalen gelangten laut dem Landwirtschaftsministerium in Hannover 1,3 Millionen belastete Eier auch nach Niedersachsen. Das Ministerium empfahl die Rückgabe der Eier, die in den Handel gelangt und verkauft worden sind.
Fipronil wird zur Bekämpfung von Flöhen, Läusen, Schaben, Zecken und Milben eingesetzt. Es ist in Lebensmitteln nicht zugelassen. Ob neben Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen auch weitere Bundesländer betroffen sind, ist bisher nicht bekannt.
"Wir haben ein entsprechendes Monitoring-Programm aufgesetzt", sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Landwirtschaftsministeriums der Nachrichtenagentur dpa. Nach dem Rückruf der belasteten Chargen aus Belgien und den Niederlanden rechne er nicht damit, dass weitere Eier dieser Ladungen in den Regalen zu finden sind.
Bundesinstitut warnt vor Verzehr durch Kinder
Auch die niederländischen Behörden riefen mehrere Millionen verseuchte Eier aus Supermärkten zurück. Sie enthielten eine zu hohe Dosis Fipronil. Das Mittel kann in hoher Dosis Schäden an Leber, Schilddrüse oder Niere verursachen, sagte eine Sprecherin der niederländischen Lebensmittelaufsichtsbehörde NVWA.
Das Düsseldorfer Landwirtschaftsministerium betont jedoch, dass bei den nach NRW gelangten Eiern kein Gesundheitsrisiko bestehe. In ihnen wurde nur eine geringe Menge Fipronil (maximal 0,11 mg/kg) nachgewiesen. Daher ist laut Bundesinstitut für Risikobewertung bei normalem Verzehr nicht von einer Gefahr für die Gesundheit auszugehen. Bedenklich werde es erst ab einem Gehalt von 0,72 mg/kg Ei. Kinder sollten die Eier jedoch nicht essen, warnte das Institut.
In der vergangenen Woche war das Insektizid in den Eiern von sieben niederländischen Geflügelbetrieben gefunden worden. Ein Unternehmen hatte es benutzt, um Läuse auf den Höfen zu bekämpfen. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen Ermittlungen eingeleitet. Daraufhin waren alle 180 Kunden des Schädlingsbekämpfungsunternehmens kontrolliert worden.
Nordrhein-Westfalen
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Insektizid Fipronil nachgewiesen Verseuchte Eier auch in Deutschland
Hauptinhalt
Millionen mit dem Insektizid Fipronil verseuchte Eier sind aus den Niederlanden nach Deutschland gelangt. Auch hierzulande benutzten Firmen unbewusst das giftige Mittel. Verseuchte Eier gelangten unter anderem nach Sachsen.
Der Skandal um verseuchte Eier aus den Niederlanden weitet sich auch auf Deutschland aus. Wie das niedersächsische Landwirtschaftsministerium am Mittwoch in Hannover mitteilte, war das giftige Insektizid Fipronil auch in mehreren deutschen Betrieben benutzt und in einem Betrieb auch nachgewiesen worden. In den Niederlanden wurde Fipronil in den Eiern von weiteren 17 Geflügelbetrieben nachgewiesen. Damit gelten nun Eier mit mindestens 27 Prüfnummern als gesundheitsschädlich.
Fipronil Das Mittel Fipronil kommt als Pflanzenschutzmittel oder in der Veterinärmedizin zum Schutz von Hunden vor Flöhen und Zecken zum Einsatz. Das Mittel ist nach Angaben des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) als Arzneimittel für die Anwendung bei Lebensmittel liefernden Tieren, wie etwa Hennen, verboten. Auslöser des Skandals ist das Desinfektionsmittel Dega-16, mit dem Blutläuse bei Geflügel bekämpft werden sollen. Darin wurde Fipronil beigemischt.
Fipronil-Eier in elf Bundesländern
Millionen mit dem Insektenvernichtungsmittel belastete Eier sind inzwischen in elf Bundesländern nachgewiesen worden, darunter Sachsen. Betroffen sind dem Portal www.lebensmittelwarnung.de zufolge auch Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein.
In Sachsen-Anhalt sind bisher keine verseuchten Eier aufgetaucht. Das teilte das Verbraucherschutzministerium mit. Eine Sprecherin sagte MDR SACHSEN-ANHALT, bereits nach Bekanntwerden des Skandals in den Niederlanden habe es Kontrollen durch die Lebensmittelüberwachung gegeben. Auch Thüringen ist offiziellen Angaben zufolge nicht betroffen.
Neuer Abschnitt
Lebensmittelskandal Verseuchte Eier wurden auch in Sachsen verkauft
Verseuchte Eier wurden auch in Sachsen verkauft
Supermärkte nehmen Eier aus dem Sortiment
Der Lebensmittelhändler Rewe und seine Discounttochter Penny erklärten am Mittwochabend, alle Eier aus den Niederlanden vorsorglich aus dem Verkauf zu nehmen. Das Unternehmen wolle Eier aus den Niederlanden erst wieder verkaufen, wenn diese nachweislich frei von Fipronil seien.
Auch Lidl hat nach eigenen Angaben Eier von Höfen, auf denen Fipronil festgestellt worden ist, "unverzüglich aus dem Verkauf genommen". Aldi Süd bezieht einer Stellungnahme zufolge bereits seit Anfang der Woche keine Eier mehr "aus Betrieben, bei denen der Einsatz von Fipronil bekannt ist oder der Status unklar" sei. Auch Aldi Nord hat belastete Chargen aus dem Regal genommen.
Gefahr für Leber, Nieren, Schilddrüse
Die niederländische Lebensmittelaufsichtsbehörde NVWA warnte ausdrücklich vor dem Verzehr von mit Fipronil belasteten Eiern. In zu hoher Dosis könne das Mittel Leber, Nieren und Schilddrüse schädigen. Die Behörde schränkte aber eine allgemeine Warnung ein, nachdem der Verband der Geflügelzüchter protestiert hatte.
Unsauberes Desinfektionsmittel
Als Ursache für die Insektizid-Belastung der betroffenen Eier gilt das Desinfektionsmittel Dega-16. Das auf ätherischen Ölen basierende Mittel war mit dem für Nahrungsmittel verbotenen Insektizid Fipronil vermischt und von einem niederländischen Unternehmen an 180 Betriebe in den Niederlanden sowie an mindestens fünf Höfe in Niedersachsen geliefert worden.
Über dieses Thema berichtet MDR AKTUELL auch im: Fernsehen | 02.08.2017 | 19:30 Uhr
Zuletzt aktualisiert: 02. August 2017, 21:21 Uhr
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